Wie ist ein Sofa aufgebaut?

Polsteraufbau eines Sofas / Couch. Von unten nach oben. 1. Rahmenkonstruktion, 2. Unterfederung (Nosag-/Wellenfedern), 3. Filzabdeckung, 4. Polsterung (Bonellfederkern), 5. Schaumstoff, 6. Diolenabdeckung, 7. Bezug
Polsteraufbau mit Nosagunterfederung und Bonellfederkern

Die Rahmenkonstruktion ist das Grundgestell eines Sofas, sozusagen das Skelett. Sie ist dafür zuständig dem Sofa ihre grundsätzliche Form zu geben, alle anderen Teile zu tragen und äußere Belastungen auszuhalten. Ich kann aus meiner beruflichen Erfahrung sagen, dass es gerade im günstigen und mittleren Preissegment öfter vorkommt dass Teile der Konstruktion bei Belastung brechen (z.B. springende Kinder, Erwachsene setzen sich auf Arm- oder Rückenlehnen, oder es lässt sich jemand auf das Sofa fallen). Teurere Sofas setzen an den entsprechenden Stellen auf besseres Material um solche Schäden möglichst zu vermeiden. Man kann die Qualität gut unterscheiden, wenn man sich an den folgenden Beispielen orientiert:

Alle Qualitäten Benutzen in der Regel Sperrholz- oder Spanplatten in verschiedenen Qualitäten.
Einfache Qualität Tragende Teile aus Nadelhölzernteilweiße mit Astlöchern (z. B. Fichte, Tanne, Kiefer)
Mittlere Qualität Nadelhölzer ohne Astlöcher teilweise gemischt mit Laubholz (z. B. BucheEiche)
Hohe Qualität Alle tragenden Verstrebungen aus BucheEiche o. ä. Massivholz. Außenverkleidung aus hochwertigen Sperrholz- oder Multiplexplatten. Metallleisten.
Übersicht Qualität Rahmenkonstruktion (Holz) für Polstermöbel

2. Unterfederung

Rahmen mit Nosagfedern/Wellenfedern eines Sofas / Couch
Rahmen mit mehreren Nosagfedern

Die Unterfederung wird direkt mit Rahmenkonstruktion verbunden und bildet so die Grundlage für die Polsterung (Federkern, Kaltschaum etc.). Dadurch ist die Unterfederung maßgeblich daran beteiligt der Garnitur ihren Sitzkomfort zu verleihen. Im folgenden liste ich dir die gängigsten Unterfederungen und deren Qualitäten und Einsatzzwecke auf:

Spanplatte

Einfachste Qualität, federt nicht, kann man meiner Meinung nach eigentlich nicht als „Unterfederung“ bezeichnen. Wird jedoch im unteren Preissegment oft genutzt, da es günstig ist und sich leicht verarbeiten lässt.

Wellenfedern / Nosag-Federn

Eine, wenn nicht sogar die verbreitetste Form der Unterfederung. Dabei handelt es sich um dauerelastische Stahlfedern, wie eine Welle geformt sind (siehe Bild oben) aufweisen und meist von vorne nach hinten, in einem leichten Bogen aufgespannt werden. Die Nosag-Federung ist sehr formstabil.
Wichtig: Wellenfedern haben nichts mit Federkern zu tun!

Gurte

Diese werden meist dort eingesetzt wo die Form den Einsatz von Wellenfedern nicht zulässt (z.B. Rundungen, Ecken etc.) oder ein besonders legerer (weich, bequemer) Sitzkomfort gewünscht wird. Um den Sitz weicher zu gestalten, kann man etwas längere Gurte nutzen, so gibt die Sitzfläche mehr nach und wird weicher.

Federholzleisten

Wenn es darum geht eine Liegefunktion oder ein Schlafsofa auszurüsten werden auch manchmal Federholzleisten eingesetzt. Diese sollen eine ähnlichen Effekt wie bei Betten bieten.

3. Polsterung

Die Polsterung ist neben der Unterfederung, Rahmenkonstruktion und dem Bezug eines der wichtigsten Elemente eines Sofas. Wenn es um den Sitzkomfort geht ist die Auswahl der richtigen Polsterung extrem wichtig. Man sollte jedoch darauf achten, dass alle Teile des Sofas qualitativ zueinander passen, denn nur so ist eine gleichbleibende Haltbarkeit und möglichst lange Lebensdauer gewährleistet.

Wichtig: Die Qualität der Polsterung ist maßgeblich dafür verantwortlich, wenn es darum geht wie lange die Garnitur ihren Sitzkomfort beibehält. (Stichwort: „durchsitzen“)

Im folgenden will ich kurz auf die verschiedenen Möglichkeiten eingehen wie ein Sofa gepolstert werden kann und verlinke auch direkt die Artikel in denen ich mich im Detail mit ihnen auseinandersetze.

Schuamstoff

An erster Stelle kommt Schaumstoff. Dieser wird in einem Großteil der heutigen Sofas und Polstermöbel verbaut, egal ob als Polyätherschaum (Heißschaum), Kaltschaum (HR-Schaum) oder Mischung verschiedener Raumgewichte und Arten als Sandwichmethode. Dabei gibt es die Optionen, entweder die komplette Polsterung aus Schaum zu fertigen oder den Federkern mit Schaum zu ummanteln. Wenn du mehr über die Unterschiede wissen, oder ob Federkern oder Schaumstoff (Kaltschaum) besser ist, dann schau dir gerne folgende Beiträge an:

Federkern

6 Bondellfedern
Bondellfedern

Federkerne gibt es heutzutage in verschiedenen Ausführungen. Die gängigsten sind wohl BonellfederkernTaschenfederkernBoxspring (Dabei handelt es sich nicht um eine spezielle Feder, sondern um den gesamten Aufbau. Der Begriff ist nicht geschützt!) Um zu verhindern dass man den Federkern spürt, wird dieser mit Schaum ummantelt. Der Schaumstoff bildet also einen Puffer zwischen Oberfläche und Federn. Da ich auf dieser Übersichtsseite nicht auf alles was Federkern angeht eingehen will, bitte ich dich bei weiterem Interesse meinen folgenden Beitrag anzuschauen:

4. Bezug

Dem Bezug sollte man mindestens eine so hohe Bedeutung zumessen wie der Polsterung, denn mit dem Bezug haben wir immer direkten Kontakt. Leichte Reinigung, weich, atmungsaktiv, einfache Pflege, lange Haltbar, haustierfreundlich, Scheuertouren und so weiter. Das und noch mehr, sind Eigenschaften, die für jeden Menschen unterschiedlich stark ins Gewicht fallen wenn es um die Auswahl des Bezugs für das neue Sofa geht. Hier stelle ich die Bezüge nur Oberflächlich vor, die genauen Eigenschaften sind immer darunter verlinkt.

Flachgewebe (auch Webstoff oder Strukturstoff genannt)

grober und feiner Webstoff
Links: grober Webstoff, Rechts: feiner Webstoff

Bei Flachgewebe handelt es sich im 90° Winkel überkreuzenden Fäden welche zu einem Stoff verwebt werden. Es gibt Flachgewebe sowohl aus organischen, synthetischen oder Mischfasern. Oft wird Flachgewebe im Handel als „Webstoff“ oder „Strukturstoff“ bezeichnet, dabei kann das Material sowohl grob als auch fein sein und ist in diversen Farben und Mustern verfügbar. Um rauszufinden ob das Material zu deinen Ansprüchen passt, schau dir bitte den Beitrag dazu an:

Mikrofaser

Mikrofaser Lederoptik verschiedene Farben
Mikrofaser in Lederoptik

Mikrofaser oder auch „Microfaser“ werden entweder aus synthetischen Materialien wie z. B. Polyester, Nylon, Acryl oder aus organischem Material wie z. B. Zellulose hergestellt. Mikrofaser bieten heute, im Vergleich zu früher, eine viel größere Auswahl an Qualitäten, Mustern und anderen Eigenschaften an. Was sich aber fast alle Mikrofaser teilen sind gute bis ausgezeichnete Reinigungseigenschaftengute Luftdurchlässigkeitsehr geringes Eigenpilling (siehe Angabe des Herstellers), weiche angenehme Oberfläche (bei günstigen Mikrofasern nicht unbedingt gegeben).
Für mehr Informationen, schau dir gerne meinen ausführlicheren Beitrag über Mikrofaser an:

Kunstleder

Kunstleder Vorder- und Rückseite
Kunstlederoberfläche und textiler Rücken

Ich gehe hier jetzt auf das Kunstleder ein welches in der Regel aus einem Verbund von textilem Trägermaterial und einer Kunststoffdeckschicht besteht. Es gibt nämlich auch auch Lederoptiken aus Mikrofaser/Velour z. B. Wildlederoptik.
Einfach erklärt: Kunstleder besteht in der Regel aus einer Stoffschicht, auf welche eine Kunststoffschicht mit einer Ledermaserung aufgetragen wird. Dies sorgt dafür, das man Kunstleder nur sehr schwer von echtem Leder unterscheiden kann. Kunstleder ist erheblich günstiger wie echtes Leder, dafür aber auch meist nicht so haltbar. Eine genaue Erklärung und meine Meinung zu Kunstleder gebe ich im passenden Beitrag zum Thema ab:

Velours

Veloursstoff
Links: Flor in eine Richtung, Rechts: Flor in verschiedene Richtungen gewischt, dadurch sieht es nicht mehr gleichmäßig aus. (changiert)

Velours gibt es als sehr „plüschigen“ Webvelours, flachen Flockvelours oder wildlederähnliches Wirbelvlies. Velours kann aus verschiedenen Grundmaterialien wie z. B. Baumwolle, Polyester, Mischfasern etc. bestehen. Der Veloureffekt Bei Webvelours wird dadurch erzielt, dass man die eingearbeiteten Fäden (welche auf der Vorderseite eine Schlaufe bilden) auftrennt. Hierdurch stehen die Fäden dann im 90° Grad Winkel ab, so ähnlich wie Haare.
Bei Flockvelours werden einzelne Synthetik-Flocken auf ein mit sehr robusten Klebstoff behandelten Grundgewebe aufgetragen. (Diese Art bzw. der Klebstoff ist anfällig für alle Lösungsmittel).
Als Wirbelvlies bezeichnet man es, wenn sehr feine Mikrofaser verwirbelt und auf einem Grundgewebe zu einer wildlederartigen Oberfläche verdichtet werden.

Um mehr über die Vor- und Nachteile von Velours zu erfahren schau dir bitte den Beitrag zum Thema an:

Leder

Echtes braunes Leder
Echtleder

Leder wird seit tausenden von Jahren von Menschen für verschiedene Dinge wie z. B. Bekleidung, Taschen oder Möbel eingesetzt. Das hat auch gute Gründe, da es geschmeidig, strapazierfähig, haltbar, luftdurchlässig (je nach Qualität und Verarbeitung) und reißfest ist. Das Thema „Leder“ ist ein sehr umfangreiches Thema und man kann, wenn man sich nicht informiert, sehr schnell das falsche Leder für die eigenen Bedürfnisse aussuchen. Daher will ich dir ans Herz legen, dir meinen Beitrag zum Thema anzuschauen:

Eigenschaften die man kennen sollte

Die meisten Stoffe haben Werte wie Scheuertouren, Lichtechtheit, Reibechtheit und Pillingwert. Die Werte stehen meist auf den Stoffen bzw. kann man diese ohne Probleme erfragen. All diese Werte sind einfach zu prüfen und wichtig um böse Überraschungen zu vermeiden.

5. Polstervlies

Polstervlies befindet sich zwischen der Unterfederung und der Polsterung. Das Vlies schützt die Polsterung und Unterfederung vor Abrieb, minimiert Geräusche und gleicht Unebenheiten aus.

6. Polsterpappe

Polsterpappe wird außen an der Rahmenkonstruktion angebracht. Diese stabilisiert das Sofa zusätzlich und bietet eine Grundstruktur auf der der Stoff aufliegen kann.
Das kannst Du dir so vorstellen:
1. Rahmenkonstruktion (Skelett)
2. Polsterpappe (Untere Hautschichten)
3. Bezugsstoff (Oberste Hautschicht)

1 Kommentar zu „Wie ist ein Sofa aufgebaut?“

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